Disney+ erstellt Ihr digitales Persönlichkeitsprofil ohne Ihr Wissen, diese Einstellungen müssen Sie ändern

Disney+ hat sich seit seinem Launch 2020 zu einem der größten Streaming-Giganten entwickelt. Doch hinter den glänzenden Marvel-Blockbustern und nostalgischen Disney-Klassikern verbirgt sich ein ausgeklügeltes Datensammelsystem, das weitaus mehr über Sie erfasst, als Sie vermutlich ahnen. Während Sie entspannt die neueste Star Wars-Serie schauen, arbeitet im Hintergrund eine Maschinerie, die jeden Klick, jede Pause und sogar Ihre Sehgewohnheiten minutiös dokumentiert.

Das unsichtbare Profil: Was Disney+ wirklich über Sie sammelt

Disney+ beschränkt sich nicht auf die offensichtlichen Daten wie Ihren Namen und Ihre E-Mail-Adresse. Die Plattform erstellt ein detailliertes digitales Abbild Ihrer Persönlichkeit durch die Analyse Ihrer Viewing-Patterns. Jeder Pausenknopf, jeder Serienabbruch und sogar die Lautstärke, mit der Sie schauen, fließt in Ihr Nutzerprofil ein.

Besonders interessant wird es bei der Analyse Ihrer Suchverläufe. Disney+ registriert nicht nur, wonach Sie suchen, sondern auch, wie lange Sie bei bestimmten Treffern verweilen, welche Trailer Sie vollständig ansehen und zu welchen Tageszeiten Sie am aktivsten sind. Diese Informationen verraten mehr über Ihre Persönlichkeit als ein psychologisches Gutachten.

Gerätefingerprinting: Ihr digitaler Fingerabdruck

Ein besonders raffiniertes Verfahren ist das sogenannte Device Fingerprinting. Disney+ sammelt umfangreiche Informationen über Ihre verwendeten Geräte: Bildschirmauflösung, Browserversion, installierte Schriftarten, Zeitzone und sogar die Batterielaufzeit Ihres Smartphones. Diese scheinbar harmlosen Daten ergeben zusammen einen einzigartigen digitalen Fingerabdruck, der Sie selbst bei gelöschten Cookies wiedererkennt.

Noch ausgeklügelter wird es bei Smart-TV-Nutzern. Hier erfasst Disney+ zusätzlich Informationen über andere installierte Apps, die Netzwerkgeschwindigkeit und sogar die Raumhelligkeit durch die automatische Helligkeitsanpassung Ihres Fernsehers.

Das Disney-Universum: Datenvernetzung im Konzern

Der wahre Umfang der Datensammlung wird erst durch die Vernetzung innerhalb des Disney-Konzerns deutlich. Ihre Disney+-Daten werden mit Informationen aus anderen Disney-Bereichen verknüpft – von Ihren Besuchen in Disney-Themenparks über Käufe im Disney Store bis hin zu Ihrer Nutzung von Disney-Apps und -Spielen.

Diese Datenvernetzung ermöglicht es Disney, ein 360-Grad-Profil zu erstellen. Wenn Sie beispielsweise häufig Marvel-Inhalte schauen und gleichzeitig Disney-Merchandise kaufen, erstellt das System Korrelationen zwischen Ihren Viewing-Präferenzen und Ihrem Kaufverhalten.

Drittanbieter-Netzwerk: Ihre Daten auf Reisen

Besonders problematisch wird es beim Datenaustausch mit Drittanbietern. Disney+ arbeitet mit zahlreichen Werbepartnern, Analyse-Unternehmen und Datenmaklern zusammen. Diese Partner erhalten Zugriff auf aggregierte Nutzerdaten, die für zielgerichtete Werbung verwendet werden.

Ein konkretes Beispiel: Schauen Sie häufig Kochsendungen auf Disney+, könnte diese Information an Werbepartner weitergegeben werden, die Ihnen anschließend Küchengeräte-Werbung auf anderen Websites anzeigen. Der Kreislauf schließt sich, wenn diese Partner wiederum Daten über Ihr Surfverhalten an Disney zurückmelden.

Algorithmus-Fütterung: Wie Ihre Daten die Inhalte bestimmen

Disney+ nutzt Ihre gesammelten Daten nicht nur für Werbezwecke, sondern auch zur Steuerung der Empfehlungsalgorithmen. Das System lernt kontinuierlich aus Ihrem Verhalten und passt sowohl die Inhaltsvorschläge als auch die Benutzeroberfläche an.

Interessant ist dabei die Analyse der Abbruchpunkte. Disney+ dokumentiert genau, an welchen Stellen Sie Filme oder Serien abbrechen. Diese Informationen fließen nicht nur in Ihre persönlichen Empfehlungen ein, sondern beeinflussen auch Produktionsentscheidungen für zukünftige Inhalte.

Timing ist alles: Ihre Sehgewohnheiten im Fokus

Die Plattform analysiert penibel Ihre Viewing-Zeiten und erstellt daraus Verhaltensmuster. Schauen Sie beispielsweise montags bevorzugt Actionfilme und sonntags Familienfilme, wird das System diese Präferenzen erkennen und entsprechende Inhalte zu diesen Zeiten prominenter platzieren.

Noch ausgefeilter wird es bei der Analyse von Binge-Watching-Verhalten. Disney+ erkennt, welche Serien Sie am Stück schauen und welche Sie in Etappen konsumieren, und passt die Empfehlungen entsprechend an.

Schutzmaßnahmen: So begrenzen Sie die Datensammlung

Obwohl sich die umfangreiche Datensammlung nicht vollständig verhindern lässt, gibt es dennoch Möglichkeiten, Ihre Privatsphäre zu schützen. Der erste Schritt ist die Anpassung Ihrer Datenschutzeinstellungen in Ihrem Disney+-Profil.

Deaktivieren Sie die personalisierte Werbung in den Kontoeinstellungen und beschränken Sie die Datenfreigabe für Analysezwecke. Nutzen Sie außerdem separate Profile für verschiedene Familienmitglieder, um zu verhindern, dass unterschiedliche Sehgewohnheiten vermischt werden.

Technische Gegenmaßnahmen

Auf technischer Ebene können Sie Browser-Erweiterungen wie Privacy Badger oder uBlock Origin verwenden, die Tracking-Scripte blockieren. Bei Smart-TVs sollten Sie die Netzwerk-Berechtigungen für Disney+ überprüfen und unnötige Zugriffe deaktivieren.

VPN-Verbindungen können dabei helfen, Ihre Standortdaten zu verschleiern, allerdings verstoßen diese möglicherweise gegen die Nutzungsbedingungen von Disney+. Ein regelmäßiges Löschen der Browser-Cookies und die Nutzung des privaten Surfmodus reduzieren ebenfalls die Datensammlung.

Rechtliche Perspektive: DSGVO und Ihre Rechte

Als europäischer Nutzer haben Sie durch die DSGVO weitreichende Rechte bezüglich Ihrer bei Disney+ gespeicherten Daten. Sie können eine vollständige Auskunft über alle gesammelten Daten anfordern, deren Löschung verlangen oder der Datenverarbeitung für bestimmte Zwecke widersprechen.

Disney+ ist verpflichtet, Ihnen innerhalb von 30 Tagen eine vollständige Kopie aller über Sie gespeicherten Daten zur Verfügung zu stellen. Diese Datenschutz-Anfrage können Sie direkt über die Disney+-Website stellen.

Die Datensammlung von Disney+ ist weit umfangreicher als bei den meisten anderen Streaming-Anbietern. Während andere Plattformen sich hauptsächlich auf Viewing-Daten beschränken, erstellt Disney durch die Konzernvernetzung ein deutlich detaillierteres Nutzerprofil. Das Bewusstsein für diese Praktiken ist der erste Schritt zu einem informierten Umgang mit Streaming-Diensten.

Wie viele Disney+ Daten kennst du wirklich?
Nur Name und E-Mail
Viewing-Zeiten und Pausen
Geräte-Fingerprinting auch
Konzern-Vernetzung schockiert mich
Alles war mir bewusst

Schreibe einen Kommentar